Einführung in die "24 Thesen zum Verknüpfen von Evolutionstheorien"
Heute wird die Evolutionsbiologie mit Theorien "zugemüllt", so dass viele Studenten und
Wissenschaftler nicht mehr erkennen können, wie sich die eine Evolution auf der Erde vollzieht.
In diesem Konzept wird weder diese beliebige Vielfalt noch eine "Vielfalt in einer Dimension"
(Tatjana Freytag 2008)
angestrebt, wie sie in der darwinistischen
Synthetischen Evolutionstheorie (spontane Mutationen und Selektion)
oder in der evolutionären Entwicklungsbiologie oder kurz Evo-Devo
(ein gemeinsamer genetischer Werkzeugkasten) vorgefunden werden kann.
In diesem Konzept werden Evolutionstheorien, die zueinander auch konträr stehen,
indirekt und systematisch verknüpft. Dies erfolgt mit dem Ziel, die begrenzten Geltungsbereiche dieser Theorien zu begründen.
Dabei wird keine neue Theorie erzeugt, aber andere Aussagen über die Evolution (siehe
Fünf ausgewählte Thesen). In einer Kombination von
solchen Theorien können die Einzeltheorien präzisere Aussagen über die Evolution als bisher geben.
Damit kein beliebiges "Sowohl-Als-Auch" entsteht, ist ein hoher methodologischer Aufwand notwendig.
So wie ein Hammer zum Einschlagen und nicht zum Herausziehen eines Nagels verwendet wird, so müssen auch Erkenntnismittel
in begrenzten Geltungsbereichen verwenden, um eine vielschichtig verstandene Evolution zu begründen
(siehe Methodologie).
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Grundidee für das Begründen
einer vielschichtig verstanden Evolution (Evv-Evo)
Warum gibt es so viele Evolutionstheorien? Ein Grund dafür ist, dass unterschiedliche Momente der einen
Evolution mit sehr unterschiedlichen Evolutionstheorien erklärt werden. Außerdem gestalten Menschen ihre
Umwelt. Das bedeutet, dass sie, wenn sie zum Beispiel die Evolution untersuchen, dabei (bewusst oder unbewusst)
unterschiedliche Ziele verfolgen.
Trotz der Vielzahl vorhandener Evolutionstheorien kann bislang die Evolution in ihrer Vielschichtigkeit
nicht verstanden werden. Dafür wird in dem hier vorgestelltem Konzept eine Kombination von mehreren,
voneinander unabhängigen Theorien, die indirekt miteinander in Beziehung stehen, benötigt. Diese Theorien
besitzen jeweils einen begrenzten Geltungsbereich (und in ihnen werden andere Ziele verfolgt).
In dieser gestalteten Kombination heben sich die unterschiedlichen Ziele auf, so dass die eine Evolution
vielschichtig nachgestellt werden kann. So werden die Gegensätze zwischen den Theorien über die Evolution nicht
negiert, da die Evolution weder mit einer in sich widerspruchsfreien und damit eindimensionalen Theorie noch
mit einem "Sammelsurium" von Theorien dargestellt werden kann.
In dem hier vorgestelltem Konzept wird keine weitere Evolutionstheorie, sondern ein prinzipielles
Verständnis über Wandel und Komplexität entwickelt. Den Schwerpunkt bildet dabei der begründete Umgang mit
Erkenntnismitteln, da diese sich ähnlich wie die Verwendung von Werkzeugen (wie des Hammers zum Einschlagen
eines Nagels) begründen lassen.
So wird es möglich, die eine Evolution vielschichtig nachzustellen. Dabei wird durch den adäquaten Einsatz
von Erkenntnismitteln innerhalb einer Theorie wie zwischen den Theorien nachgestellt. Diese Kombination von
Theorien ist zwar nie perfekt, aber wie die Evolution "lebendig", was von heutigen Evolutionstheorien oder
Theorien über das wissenschaftliche Denken nicht gesagt werden kann.
Dieses vielschichtige oder auch komplexe Evolutionsverständnis wird in einem Konzept mit 24 Thesen
umgesetzt.
Für den Einstieg ist auch der Prolog
auf der eigenen Seite über Methodologie empfehlenswert.
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weitere Fragen
Einer der bedeutendsten Evolutionsbiologen, der Darwinist Ernst Mayr, der die synthetische Evolutionstheorie (spontane Mutationen und Selektion) mitbegründet hat, schreibt: "Ebenso rätselhaft ist die erstaunliche Verlangsamung ... bestimmter Evolutionslinien ("lebende Fossilien"), insbesondere angesichts der Tatsache, dass alle anderen Mitglieder ihrer Lebensgemeinschaften sich mit normaler Geschwindigkeit weiterentwickelt haben. Das umgekehrte Extrem, die ungeheuer schnelle Umstrukturierung bestimmter Genotypen in Gründerpopulationen, stellt gleichfalls eine ungeklärte Frage dar." (in "Das ist Evolution" 2003, Seite 324)
Auf diese Frage können zwar viele Theorien, wie die Theorie der Autopoiesis und die des biologischen Strukturalismus (zum Beispiel von Brian Goodwin) eine Antwort geben. Aber warum werden diese Theorien und andere Theorien kaum wahrgenommen? Warum können diese Theorien die Evolution (im Gegensatz zu den darwinistischen Theorien wie der von Ernst Mayr) nicht als eine Geschichte von Veränderungen mit einem Ursprung darstellen? Gibt es diesen einen Ursprung oder gibt es mehrere?
Warum werden für die Begründung einer vielschichtig verstandenen Evolution mehrere Vorstellungen benötigt? Warum kann keine auf die andere reduziert werden? Zum Beispiel: die Vorstellung des stetigen Verlaufs in der Evolution, die des sprunghaften Verlaufs, die des Dualismus aus beiden und die der Dialektik von Diskontinuität und Kontinuität von Peter Beurton. Letztere beinhaltet, dass die stetige Entfaltung der Funktionen bei einem Strukturwechsel nicht unterbrochen, sondern in andere Bahnen gelenkt wird. Dadurch verzweigt sich die Evolution. Kann, wer Komplexität untersucht, auf eine dieser Vorstellungen verzichten?
In meinem Konzept des Wandels wird die Evolution der Organismen in mindestens drei Bereiche (Veränderung der Individuen, der Funktionen und der Strukturen) aufgeteilt. Nebeneinander verändern sich erstens die Individuen innerhalb der fast identischen Reproduktion, die Funktionen auf der Ebene der Populationen und Arten und drittes wechseln und erhalten sich die Strukturen oberhalb des Artenniveaus. Warum muss die Evolution der Organismen in mindestens drei Bereiche aufgeteilt werden? Wie bedingen sich die Eigenentwicklungen der unterschiedlichen Bereiche? In welchem Verhältnis steht die Evolution der Organismen zu diesen drei Bereichen?
In diesem Konzept wird davon ausgegangen, dass eine Struktur (Ganzes) ihre Funktionen (Teile) nicht integriert, sondern nur Beziehungen zwischen diesen herstellt und damit die Eigenentwicklung der Funktionen nur indirekt, aber nicht direkt bestimmen kann. Damit verläuft die Entwicklung der Struktur anders als die der Funktionen. Wie könnten mit dieser vielschichtigen Vorstellung konträre Theorien so miteinander verknüpft werden, dass beide Theorien für das Begründen einer vielschichtig verstandenen Entwicklung, zum Beispiel beim Übergang vom Einzeller zu Vielzeller, benötigt werden?
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Fünf ausgewählte Thesen
Die folgendene Thesen, welche die 6. bis zur 10. Thesen vereinfacht darstellen, sind nur ein Ausschnitt
von mehreren evolutionsbiologishen Thesen:
1.) Mit jeder neutralen oder jeder zunächst stabil gewordenen (selektiven) Veränderung einer Funktion bleibt
die zeitunabhängige Struktur der Organismen erhalten, die diesen Veränderungen Grenzen bei der Entfaltung der Funktion
setzt (siehe These 6). Wenn die Funktionen die Grenzen erreicht haben, stoßen sie den Wechsel der Strukturen an,
so dass eine neue Struktur entsteht.
2.) Die Evolution entspricht einem "Netz aus Stammbäumen" und besitzt mehrere voneinander unabhängige Ursprünge,
die für jeweils einen Stammbaum stehen. Diese Ursprünge wurden in ihrer Entwicklung von verloren gegangenen Ursprüngen
indirekt beeinflusst (siehe These 7).
3.) Die DNS fungiert als "Katalysator" zum Beschleunigen oder Hemmen des Funktionswachstums. Die DNS ist notwendig,
aber nicht ausreichend für die Eigenentwicklung der Organismen, da sie keine (präformistischen) "Keime" oder
"Informationen" für Funktionen oder biologische Strukturen enthält (siehe These 8, 21 und 22).
4.) Der indirekte Sprung erfolgt auf der Basis mehrerer stetiger, voneinander unabhängiger Übergänge,
die in der neu entstandenen Struktur in Beziehung zueinander treten (siehe These 9, 13 und 17).
5.) Die Organismen (nicht einzelne Lebewesen) behaupten sich in ihrer Umwelt und verkoppeln sich gleichzeitig
indirekt mit dieser, sind damit alternativlos an die Existenzbedingungen ihrer Umbebung gebunden, aber diesen nicht
alternativlos unterworfen (siehe These 10).
Diese Thesen werden im 4. Kapitel aufgestellt.
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Verknüpfte Evolutionstheorien (VET)
Die drei Formen der Reproduktion werden unter
Reproduktion einer Komplexität
und die Vor- und Nachteile der einzelnen Evolutionstheorien werden in der
Liste der Evolutionstheorien
genannt.
1.) Erfassen
der fast identischen Reproduktion auf der Ebene der Individuen: zum Beispiel auf der Basis der
Neutralitätstheorie der molekularen Evolution von Motto Kimura (die meisten Mutationen sind neutral)
2.) Deuten
der sich ausdifferenzierenden Reproduktion innerhalb einer konstanten Struktur auf der Ebenen der
Populationen und Arten:
- Dominanz der
Fremdeinflüsse und Dominanz analytischer Methoden:
zum Beispiel auf der Grundlage der synthetischen Theorie von Ernst Mayr (spontane Mutationen und Selektion)
und der Evo-Devo von Sean Carrol (gemeinsamer genetischer Werkzeugkasten)
- Dominanz der
Eigenentwicklung und Dominanz synthetischer oder konstruktiver Methoden:
Theorie der Autopoiesis von Humberto Maturana (Selbstherstellung), Kritische Evolutionstheorie von Wolfgang Gutmann
(Morphologie) und Strukturalismus von Brian Godwin (Morphologie)
- Dualismus von
Eigenentwicklung und
Fremdeinflüsse: Theorie der Entwicklungssysteme (kurz DST, Konzept der erweiterten
Vererbung), Kritische Evolutionstheorie von Wolfgang Gutmann (Morphologie), Pluralismus von Organismus, Gen und Umwelt
von Richard Lewontin (Wechselwirkungen zwischen diesen drei).
3.) Begreifen
der strukturellen Reproduktion oberhalb der Arten
In meinen Konzept des Wandels mit seinen 24 Thesen wurden erste methodologische Grundlagen wie die trialektische
Herangehensweise oder der Fünf-Stufen-Qualitätssprung dargestellt, aber wurde es noch keine Grundlegung einer Verknüpfung
von Evolutionstheorien vorstellt, um eine vielschichtig verstandene Evolution zu begründen, die nur von Evolutionsbiologen
und Wissenschaftstheoretikern (Methodologen) gemeinsam erzeugt werden kann.
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